Der Border Collie ist eine der faszinierendsten Hunderassen, die je für einen Menschen gearbeitet haben. Zum Bild einer Schafherde
gehören Hütehunde bei vielen Menschen einfach dazu. Diese treuen Helfer des Schäfers, ohne deren unermüdliche Arbeit die wirtschaftliche Haltung der Schafe in vielen Fällen nicht möglich
wäre.
Die Arbeit des Border Collies an den Schafen unterscheidet sich von der seiner Berufskollegen, den Herdenschutz-, Treib- und
Herdengebrauchshunden. Er ist speziell für das Zusammensuchen verstreuter Schafe in weitem oder unwegsamem Gelände, das ruhige und schonende Heranbringen und vor allem für das sogenannte sheep
handling, das präzise Umtreiben, Abtrennen und Einpferchen kleiner Schaftrupps der Spezialist schlechthin. Seinen Fähigkeiten in diesen Bereichen kann keine andere Hunderasse erreichen. Gerade dieser
oft weitgehend selbstständige Umgang mit den Schafen und das instinktive Reagieren auf das Verhalten der Tiere faszinieren den Beobachter. Der unbedingte Gehorsam gegenüber den präzisen Anweisungen
seines menschlichen Hütepartners, selbst auf große Entfernung, beeindrucken gleichermaßen.
Die Grundlage für sein Verhalten und die Hütefahigkeiten sind dem Border Collie angeboren. Er ist als Koppelgebrauchshund auf der ganzen
Welt anzutreffen. In Skandinavien wird er hauptsächlich für Rindvieh gebraucht, speziell bei der Mutterkuhhaltung. Bei uns in Europa sind Border Collies besonders stark in den Niederlanden
verbreitet, in der dort traditionellen Koppelschafhaltung. In Österreich und der Schweiz werden sie zur Arbeit auf den Almen eingesetzt und ersetzen dort so manchen fehlenden Hirten. Durch ihre Hilfe
können immer größere Viehzahlen von immer weniger Hirten den Sommer über auf den Almen betreut werden. In Frankreich werden sie viel in der Mutterkuhhaltung, bei Milchziegen und in mit Schafen
bewirtschafteten Gebieten eingesetzt. Eine interessante Aufgabe haben sie in Polen und Russland gefunden: Dort wird in den Damtiergehegen mit Border Collies gearbeitet. Auch Gänse lassen sich von
ihnen hüten!
Der Border Collie entstammt den ursprünglichen Schafhunden im englisch-schottischen Grenzgebiet Borders (border = Grenze). Eine erste
Beschreibung seiner lautlosen, geduckten und behutsamen Arbeitsweise wurde 1570 niedergeschrieben. 1873 organisierten die Schaffarmer erstmals einen Hütehunde-Wettbewerb (Trial). Seitdem haben Anzahl
und Popularität der Hütewettbewerbe in England, Schottland, Wales und Irland ständig zugenommen und immer mehr Hunde sind befähigt, den Trialansprüchen gerecht zu werden. Die International Sheep Dog
Society (ISDS) vertritt die Interessen der Border Collie-Züchter und fördert die Zucht von gut veranlagten Schafhunden. Dabei zählt allein die Qualität der Schafarbeit bei der Bewertung eines Hundes
für die Zucht. Die deutschen Schäfer begannen sich seit den 80er Jahren für den Border Collie zu interessieren und fanden immer mehr Gefallen an seiner Arbeitsweise und seinem Wesen. Der Border
Collie ist ein Arbeitshund mit außergewöhnlichen Anlagen und Fähigkeiten, und gerade weil Border Collies lange Zeit nur nach ihrer Brauchbarkeit zum Schafhüten und nicht nach bestimmten
Zuchtvorschriften eines Zuchtverbandes ausgewählt wurden, sind sie heute eine einzigartige Hunderasse, relativ anspruchslos und gesund.
Der Border Collie ist vor allem ein ungemein nützlicher, nahezu unentbehrlicher Helfer der Schafhalter, die Schafe waren der Grund
weshalb man sich einen Border Collie anschaffte. Heutzutage gibt es leider immer häufiger Menschen, die die Sache auf den Kopf stellen und Schafe oder ähnliche Nutztiere wegen des Hundes anschaffen.
Da heutzutage zunehmend mehr Border Collies als reine Familien- und Freizeithunde gehalten und auf Schönheitsausstellungen bewertet werden, ist zu hoffen, dass die Rasse insgesamt ihre Qualität und
Befähigung zur Hütearbeit behält. Die Arbeitsgemeinschaft Border Collie Deutschland e.V hat sich die Erhaltung der faszinierenden Arbeitseigenschaften des Border Collies zum Ziel gesetzt. Als reine
Show- oder Moderasse würden die typischen Eigenschaften des Border Collies (wie bei vielen anderen Rassen) immer mehr in den Hintergrund rücken bis sie kaum noch oder nicht mehr vorhanden sind. Wenn
Sie sich einen Border Collie für die Arbeit am Vieh anschaffen wollen, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass dieser von arbeitenden Eltern abstammt.
Unter der Anleitung erfahrener Ausbilder kann der Border Collie-Besitzer mit seinem Hund die Grundlagen der Arbeit an Schafen auf
sogenannten Hüteseminaren erlernen. Die Hütewettbewerbe dienen in erster Linie dazu, die Anlagen und Fähigkeiten der Hunde bewerten zu können. Hier zeigen die Border Collies kritischen Betrachtern
ihre Fähigkeiten, mit Schafen umzugehen. Unter weitgehend konstanten Bedingungen und bei vergleichbaren Aufgaben können die Hunde untereinander verglichen und die besten ermittelt werden. Außerdem
bereiten die Wettbewerbe den Besitzern und vor allem auch ihren arbeitseifrigen Hunden große Freude. Es ist eine spannende Aufgabe für den menschlichen Hütepartner, die Verhaltensweisen und
Reaktionen von Schafen und Hund richtig einzuschätzen und im richtigen Augenblick die richtigen Anweisungen zu geben. Zu guter Letzt bieten Border Collie-Hütewettbewerbe dem Zuschauer, der sich eine
Empfanglichkeit und Freude am ursprünglichen natürlichen Verhalten frei agierender Tiere bewahrt hat, ein unvergessliches Erlebnis. Es ist schon faszinierend, wie die Spitzenhunde mit den Schafen
arbeiten, wie sie mit ihren menschlichen Partnern harmonisch zusammenwirken, wie sie präzise Signale unverzüglich gehorsam befolgen.
Für diese einzigartige Schafarbeit ist der Border Collie mit Klugheit, Leichtführigkeit und großem Arbeitseifer ausgestattet. Diese
Eigenschaften, zusammen mit einem liebenswürdigen, freundlichen Wesen, zeichnen ihn aus und sind eine ständige Freude für die Menschen, die mit ihm zusammenarbeiten können. Der Border Collie ist ein
besonderer Hund von mittlerer Größe (Rüden ca. 53 cm, Hündinnen darunter), das Fell lang- oder kurzhaarig, meist schwarz mit weißen Abzeichen, aber auch tricolor, braun-weiß oder blue-merle. Er ist
er sehr pflegeleicht, robust und gesund. Er ist aufmerksam, klug und sehr lebhaft. Er hat, bei entsprechender Erziehung, einen guten, anhänglichen Charakter. Obwohl er ein temperamentvoller und
aktiver Hund im Gelände ist, verhält er sich bei klarer Führung im Haus und in der Öffentlichkeit angenehm und ruhig. Sensibilität und Neugier vereinen sich in ihm zu einem vorsichtigen Verhalten
allem Unbekannten gegenüber, doch er beweist seinen Mut oft genug an widerspenstigem Vieh. Ist er vom Arbeitseifer ergriffen, zieht er die Rute oft bis unter den Bauch - ein Zeichen höchster
Konzentration und Angespanntheit. Die besagte Lernfreudigkeit, Leichtführigkeit und Klugheit und seine Begeisterung für Arbeit sind einmalig! Der unbedingte Gehorsam und die Bereitwilligkeit, seinem
Herrn alles recht zu machen, führen ihn oftmals bis an die Grenzen seiner Kräfte. Um einen Border Collie in seiner Gesamtheit bewerten zu können, muss man ihn in freier Bewegung bei seiner Hütearbeit
gesehen haben.
Bei aller Begeisterung ist der Border Collie auch ein sehr anspruchsvoller Hund, da er von seinem menschlichen Partner sowohl praktische
als auch geistige Aufgaben erwartet und eine konsequente Führung, (sprich: Erziehung), unbedingt braucht um all seine guten Eigenschaften entfalten zu können. In unverständigen Händen kann er
verloren sein. Vielleicht mehr als bei anderen Hunderassen kann sein sensibles, intelligentes Wesen hysterisches Fehlverhalten entwickeln, so dass seine guten Anlagen verkümmern und er zum Tyrann
seiner Umgebung wird. Darum, wer immer sich für einen Border Collie entscheidet, sollte wohl überlegen, ob er den Ansprüchen dieses Hundes gerecht werden kann und die dazu notwendige Zeit und
Motivation aufbringen möchte.